Onlinesucht
Online-Kommunikationssucht
Langeweile, Sehnsüchte, innere Leere und Einsamkeit können Motive sein, im Internet nach Kontakten zu suchen.
Soziale Netzwerke, sogenannte chatrooms (Plauderräume) oder Kontaktbörsen bieten im Internet zahllose Möglichkeiten, genau dieses Vakuum zu füllen und einen nahezu grenzenlosen Austausch anzubieten. Neben den hier sich bietenden Chancen und Möglichkeiten besteht das Risiko darin, dass diese Kontakte zunehmend in’s Internet verlagert werden.
Dabei verstehen wir unter Online-Kommunikationssucht den Drang, sich zwanghaft mit seinen Kommentaren und Beiträgen im Internet einzubringen. Damit geht nicht selten bei dem Betroffenen ein zunehmender Realitätsverlust einher sowie die Vernachlässigung von tatsächlichen Kontakten und Aufgaben im realen Leben. Der Realitätsverlust besteht vor allem darin, sich ein Bild von seinem Gegenüber zu machen, welches mit der realen Person nicht viel zu tun haben muss; umgekehrt bietet das Internet die Möglichkeit, seine eigene wahre Identität zu verschleiern, so dass man sich mit seinen tatsächlichen Merkmalen verstecken kann.
Onlinespielsucht
Auch hier ist die Grenze zwischen faszinierendem Spiel und übermäßigem Konsum fließend. In der virtuellen Welt bieten Spiele vor allem Kindern und Jugendlichen unbegrenzte Möglichkeiten, ihren Spiel- und Entdeckerdrang zu befriedigen.
So bieten zum Beispiel Online-Rollenspiele neben unmittelbaren Verstärkern und Aufgaben ein soziales Netz, welches Halt zu bieten scheint.
Das Suchtrisiko einzelner Spiele ist dementsprechend auch auf dem Hintergrund zu verstehen, dass etwa Familie in der heutigen Zeit den Kindern und Jugendlichen immer weniger Aufgaben, Rollen und Ziele bietet.
Exzessive Nutzung dieser Spiele bzw. eine Suchtgefährdung lässt sich dabei nicht allein mit der Spieldauer begründen. Warnzeichen für das Vorliegen einer Online-Spielsucht können darin bestehen, dass der Betroffene weniger seinen Hobbies und Kontakten nachgeht, dass er oft übermüdet ist und seine Pflichten in Schule, Beruf etc. vernachlässigt, wenn die Mahlzeiten nicht mehr mit der Familie, sondern vor dem PC oder gar nicht mehr eingenommen werden, wenn der Betroffene sich immer mehr zurückzieht und auch sonst anfängt, sich zu verändern. Oft sind es die Angehörigen oder Freunde, die diese Veränderung als erste registrieren und den Betroffenen nahelegen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Onlinesexsucht
Unter Onlinesexsucht versteht man in erster Linie den zwanghaften Umgang mit erotischen Bildern, Videos und pornografischem Material, häufig zum Zweck der Masturbation.
Neugierde, die Suche nach einem Kick und die Möglichkeit, komplikationslosen Sex zu finden, locken viele in das Internet und lassen diese nicht selten im Sog der Sucht enden. Daneben leben viele Betroffene sexuelle Phantasien im virtuellen Netz aus, die sie mit dem realen Partner nicht ausleben können.
Wenn dieser Umgang zunehmend zwanghaft wird, entstehen zerstörerische Auswirkungen für den Betroffenen, seinen Partner und die Partnerschaft.
Für die Partnerschaft bestehen die Auswirkungen in erster Linie in dem Verlust von
– Intimität und Nähe
– Vertrauen
– in sexuellen Problemen
Für den Partner des Süchtigen gehen damit häufig auch gesundheitliche Probleme einher.
Der zwanghafte Umgang mit erotischem Material führt bei dem Betroffenen nicht zuletzt dazu, dass dieser seine Beziehungsfähigkeit sowie seine Fähigkeit, sich auf echte Intimität einzulassen, einbüßt, und er von unrealistischen Vorstellungen über Partnerschaft und Sexualität geleitet wird.
(Strafbarer) Umgang mit Kinderpornografie
Von dem nicht strafbaren Umgang mit Pornografie ist der strafbare nur ein Mausklick entfernt. Somit geraten einige Personen nicht selten zufällig auf solche Seiten und bleiben unter Umständen hier „hängen“. Andere wiederum suchen gezielt auf solchen verbotenen Seiten die Befriedigung ihrer Phantasien, da sie bei sich pädophile Neigungen festzustellen glauben.
Unter Kinderpornografie versteht man pornografische Darstellungen, die den sexuellen Missbrauch von unter 14-Jährigen zeigen. Das Material dient der Stimulation des Täters und des Betrachters, sowie finanziellen Interessen, da mit kinderpornografischem Material einträgliche Geschäfte gemacht werden. Sowohl Konsum, als auch Verbreitung und Produktion von kinderpornografischem Material sind strafbar.
Einige Betroffene kommen freiwillig und auch prophylaktisch zur Psychotherapie, da sie das Risiko ihrer beruflichen und privaten Existenz fürchten, wenn ihr Doppelleben auffliegen würde.
Viele kommen jedoch (zunächst) unfreiwillig, nachdem Polizei oder Kripo plötzlich vor der Tür standen und nach einer Hausdurchsuchung PC’s, Handys etc. beschlagnahmt wurden. Nach einer Anzeige und dem Durchlaufen der entsprechenden gerichtlichen Schritte wird die Strafe häufig als Bewährungsstrafe ausgesetzt. Als Auflage bzw. Empfehlung wird von Polizei, Kripo und/oder Anwalt das Absolvieren einer Therapie ausgesprochen. Diese wird in der Regel von einem Bewährungshelfer „begleitet“ und vom Gericht „überwacht“.
Wenn es dem Betroffenen gelingt, aus der Therapieauflage eine Freiwilligkeit und eine eigene Motivation entstehen zu lassen, besteht eine berechtigte Chance, dass die Therapie bei ihm einen echten Veränderungsprozess anstößt.