Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht

Thema:
Coaching / Therapie
Motto: „Wer denkt er wüsste schon alles – …denkt nicht.“ (Wiglaf Droste)

Die folgende, teils stichwortartige Aufzählung beschreibt meinen Leidensdruck und den darauf folgenden Weg, der zum Aufsuchen einer psychologischen Beratung und somit zu Fr. Dr. Schulte-Wintrop geführt hat, in etwa wie folgt:
Der körperliche Zustand schlecht: Übergewicht, Bluthochdruck, schlapp,- eben das ganze Programm eines zu fetten Computerjunkies mit großteils übler Laune und zunehmender Resignation und erheblichen Konflikten in allen Lebens/-lagen und Situationen. Kurz zuvor zwei OP,- ein traumatischer Krankenhausaufenthalt. evtl. als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Der geistige Zustand (mit den damals zur Verfügung stehenden Worten): Verwirrt, ausgeflippt, immer lustig, aber irgendwie irre. Ein Klassenclown. Ein Quatschkopf… mit Kirmes im Kopf. Zu laut, hört nicht zu. Fängt alles an. Kriegt nix fertig. „Besser nicht auf eine Party einladen.“ Anstrengend. Frech. Der geistige Zustand (mit den HEUTE zur Verfügung stehenden Worten):
Verwirrt, mit erheblichen Stimmungsschwankungen und ausgeprägter Reizbarkeit, Konzentrationsmangel deluxe, diverse Affektstörungen mit teils gefährlichen Auswirkungen auf das eigene und das Leben von Mitmenschen (zeigt sich z.B. im Strassenverkehr), Schlafstörungen, Depressionen, Suchtverhalten … u.a. Sucht nach dem „KICK“ Impulskontrolle: 0%. Bedürfnisbefriedigung: IMMER innerhalb 3 Sekunden. Sonst: KRIEG. Alles in allem: Ein durch und durch schwer zu ertragendes Dasein für alle Beteiligten.

Also deshalb: Besuch beim Seelenwurzelgräber,- mit der Einstellung „Was soll der noch kaputtmachen,- ist ja eh nix mehr heile?“ Die Internetsuchmaschine findet in der Lieblingsmetropole Münster mehr zufällig einen Doktor mit annehmbar, ernster Homepage und – nach eigener Recherche – gutem, fundiertem Fachwissen und Erfahrung. Ein (Erst-)Termin kommt relativ schnell zustande.

Mein erster Satz „auf der Couch“, in diesem Fall ein Korbsessel in knarziger Ausführung – nach netter, freundlich-neutraler Begrüssung durch Fr. Dr. Schulte Wintrop lautete in etwa: „Ich kann kein Buch mehr „zu-Ende“ lesen. Und keinen Film mehr bis „zu-Ende“ sehen,- ich raste aus… davon.“ Mit einem Standardaufnahmefragebogen in der Hand und mit der freundlichen aber bestimmten Aufforderung, bis zum nächsten/ersten „richtigen“ Termin keinen Alkohol mehr zu konsumieren/missbrauchen, gibt es in ein paar Wochen weitere Termine zur Entflechtung des Wirrwarrs des „Dasein-Knäuels“. Zusätzlich findet zeitgleich der ERNSTE Vorgang zur Legitimierung der Therapie statt. Warum diese Legitimierung „Warum sind sie hier?“ so wichtig ist – scheint erst im weiteren Verlauf klar zu werden: Die Folgen einer Therapie sind (wohl immer) ERHEBLICH. Eigentlich ändert sich ALLES. Das geht nicht an einem Samstagnachmittag. „Mal eben“. Die folgenden Gespräche sind sämtlich anstrengend. Aber förderlich. Zu keiner Zeit und bei keinem Thema keimt irgendein Gefühl aus der Gruppe „Nicht-wertgeschätzt-werden“ oder „Abgefrühstückt-werden“ auf. Im Gegenteil. Zahlreiche Literaturtipps,- sowie witzige, einfühlsame, passende Tipps in Nebensätzen und das Aufzeigen von Kehrseiten manch einer Medaille lassen wirkliches Interesse und Engagement der Therapeutin erkennen. Keine Sitzung habe ich mit dem Gefühl des „Kleinseins“ – verlassen. Müde ja. Klein nein. Wertgeschätzt: Immer. Nach dem Ausleuchten und Abklopfen ALLER relevanten Aspekte des menschlichen Daseins scheint dann das Persönlichkeits-und-Umfeld-Knäuel soweit entwirrt. Die Fäden liegen wie über einer Stuhllehne nach Farben sortiert nebeneinander. Schön. Probleme benannt. Erkannt. Knotenfrei. Können angegangen werden. Verhalten, Beziehung, Arbeit, Zukunft, Vergangenheit, … was war… was ist … was soll werden. Nach Anraten und Aufsuchen eines Neurologen steht ausserdem die Diagnose „ADD“ fest,- bestätigt nach Rücksprachen, Tests, sowie u.a. das Auswerten/Lesen der Zeugnisse aus der Grundschule.
Die Medikation: Ritalin. Das größte „AHA-Erlebnis“ seit der Atombombe oder des Buchdrucks oder der Photosynthese. Die warme Hand im Nacken. Die vormals schielenden Scheinwerfer im Gehirn leuchten jetzt gleichmässig die Gedankenwege aus. Die Kirmes im Kopf bleibt zwar Kirmes – aber sämtliche 100 Watt Lampen in den Karussels sind ab sofort nur noch ein Zehntel so hell- und der Krach und Lärm jetzt: regelrecht sanft im Klang. Dieses Zeug wird NIEMALS abgesetzt. Endlich kann man mal sein. Zu Ende ist der ganze Vorgang allerdings nicht. Das Bewusstsein über problematische Mechanismen hilft dabei: nicht wieder in alte Fallen zu treten, ausrasten und sich völlig zu zerfasern. Angelehnt an ein englisches Idiom: „…dont feed the kirmes, anymore.“ Von der chirurgischen, eloquenten Fähigkeit der Therapeutin im Gespräch – wie mit einer Edelstahlpinzette heikle Themen ans Licht zu bringen, hatte ich geschrieben. Verantwortung ist hier allemal im Spiel, denn selbst ein mit der Pinzette geborgenes Problemchen kann einen Entschluss auslösen, der nicht mit einer Baggerschaufel aus der Welt geschafft werden kann. Dieses Spannungsfeld kennt Dr. Schulte-Wintrop. Sie denkt mit, denkt dank Erfahrung vor,- hat einen Plan. Steuert in eine vernünftige Richtung. Verantwortlich. Vertrauenerweckend. In einigen Monaten Arbeit haben wir tatsächlich eine „Art“-Nische für einen Menschen wie mich gefunden. Inzwischen 40kg leichter, bessergelaunt, zuversichtlicher und deutlich besonnener. Eben „Unabhängiger“ in der echten Wortbedeutung. Mit dem Zugewinn an Wissen ist das vermutlich stabiler als die meisten Menschen im Umfeld das sind,- oder es zu sein scheinen. Ich betrachte Fau Dr. Schulte Wintrop inzwischen weniger als Therapeutin, sondern als unglaublich professionellen Coach, der für eine gute Sache die eigene Freizeit opfert, sich einen Gedanken über das „Wie gehts weiter?“ macht, sehr ambitioniert und interessiert ist, Kontakt hält und vermutlich jemand von denjenigen, sehr wenigen Menschen ist, die im inneren die Welt zusammen halten. Grossartig. Ein Licht.